1. Arbeitsvertrag: Grundlage der Zusammenarbeit
Was ist ein Arbeitsvertrag?
Der Arbeitsvertrag ist das Fundament jeder Beschäftigung in Deutschland. Er regelt die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmer und Arbeitgeber und legt fest, wie das Arbeitsverhältnis konkret aussieht. Ohne schriftlichen Vertrag geht es theoretisch auch, praktisch ist er aber Standard und gibt beiden Seiten Sicherheit.
Kernpunkte des deutschen Arbeitsvertrags
Ein deutscher Arbeitsvertrag enthält typischerweise folgende wichtige Bestandteile:
Klausel | Bedeutung |
---|---|
Arbeitsbeginn und -dauer | Ab wann beginnt das Arbeitsverhältnis? Ist es befristet oder unbefristet? |
Tätigkeitsbeschreibung | Welche Aufgaben sind zu erledigen? Gibt es einen festen Arbeitsplatz? |
Arbeitszeit | Wie viele Stunden pro Woche? Gibt es Gleitzeit oder Schichtarbeit? |
Vergütung | Wie hoch ist das Gehalt? Gibt es Sonderzahlungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld? |
Urlaubsanspruch | Wie viele Urlaubstage stehen jährlich zu? |
Kündigungsfristen | Wie lang sind die Fristen für eine ordentliche Kündigung? |
Sonderregelungen | Z.B. Probezeit, Wettbewerbsverbote, Homeoffice-Regelungen usw. |
Typische Klauseln im Arbeitsvertrag – Was ist üblich?
- Probezeit: Meist 3 bis 6 Monate. In dieser Zeit kann schneller gekündigt werden.
- Befristete Verträge: Diese enden automatisch zum vereinbarten Termin.
- Nebenjobs: Oft muss der Arbeitgeber zustimmen, wenn nebenbei gearbeitet wird.
- Geheimhaltungspflicht: Vertrauliche Informationen dürfen nicht weitergegeben werden.
- Krankmeldung: Spätestens am dritten Krankheitstag muss ein Attest vorgelegt werden (oft schon ab dem ersten Tag).
Worauf sollten Arbeitnehmer beim Unterschreiben achten?
- Lese den Vertrag gründlich durch – keine Unterschrift unter Zeitdruck!
- Achte auf unklare Formulierungen bei Überstunden oder Versetzungsklauseln.
- Kläre, ob Sonderzahlungen garantiert sind oder freiwillig gewährt werden.
- Schaue genau auf Kündigungsfristen und eventuelle Ausschlussfristen (bis wann müssen Ansprüche geltend gemacht werden?).
- Lass dir eine Kopie des unterschriebenen Vertrags geben!
2. Arbeitszeit und Überstunden
Gesetzliche Regelungen zur Arbeitszeit
In Deutschland ist die Arbeitszeit durch das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) geregelt. Das Gesetz soll Arbeitnehmer schützen und gleichzeitig die Interessen der Arbeitgeber berücksichtigen. Im Alltag gibt es klare Regeln, wie lange man arbeiten darf und wann Pausen eingelegt werden müssen.
Maximale Wochenarbeitszeit
Kriterium | Regelung |
---|---|
Tägliche Höchstarbeitszeit | 8 Stunden (kann auf 10 Stunden verlängert werden, wenn innerhalb von 6 Monaten im Durchschnitt 8 Stunden nicht überschritten werden) |
Maximale Wochenarbeitszeit | 48 Stunden (bei 6 Arbeitstagen pro Woche) |
Pausenregelung | Mindestens 30 Minuten Pause bei mehr als 6 Stunden Arbeit, 45 Minuten bei mehr als 9 Stunden |
Mindestfreizeit zwischen zwei Arbeitstagen | 11 Stunden ununterbrochene Ruhezeit |
Pausen und Ruhezeiten
Pausen sind in Deutschland nicht nur eine Empfehlung, sondern Pflicht. Wer länger als sechs Stunden arbeitet, muss mindestens eine halbe Stunde Pause machen. Wichtig: Diese Pause kann auch in zwei Pausen von je 15 Minuten aufgeteilt werden. Nach Feierabend stehen jedem Arbeitnehmer mindestens elf Stunden Ruhe zu, bevor der nächste Arbeitstag beginnt.
Überstunden: Rechte und Pflichten
Überstunden sind in vielen Branchen an der Tagesordnung – aber sie sind klar geregelt. Grundsätzlich dürfen Überstunden nur dann angeordnet werden, wenn sie im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung vorgesehen sind. Für Arbeitnehmer gilt: Überstunden müssen entweder bezahlt oder durch Freizeit ausgeglichen werden. Der genaue Ausgleich ist meist im Vertrag festgelegt.
Frage | Antwort |
---|---|
Darf der Arbeitgeber Überstunden einfach anordnen? | Nur wenn es vertraglich geregelt ist oder ein Notfall vorliegt. |
Müssen Überstunden bezahlt werden? | Ja, außer es gibt einen Freizeitausgleich oder eine andere Vereinbarung. |
Können Überstunden abgelehnt werden? | Wenn keine vertragliche Verpflichtung besteht, kann der Arbeitnehmer ablehnen. |
Praxistipp:
Es lohnt sich immer, einen Blick in den eigenen Arbeitsvertrag zu werfen und zu prüfen, was dort zum Thema Arbeitszeit und Überstunden steht. So lassen sich spätere Missverständnisse vermeiden und beide Seiten wissen genau, woran sie sind.
3. Urlaubsanspruch und Krankheit
Wie viel Urlaub steht Beschäftigten zu?
In Deutschland haben Arbeitnehmer einen gesetzlichen Mindesturlaubsanspruch. Das bedeutet: Jeder, der in Vollzeit arbeitet, hat Anspruch auf mindestens 24 Werktage bezahlten Urlaub pro Jahr. In vielen Branchen oder durch Tarifverträge gibt es sogar noch mehr Urlaubstage. Wer Teilzeit arbeitet, bekommt den Urlaub anteilig berechnet.
Arbeitsverhältnis | Mindesturlaub (pro Jahr) |
---|---|
Vollzeit | 24 Werktage |
Teilzeit | Anteilige Berechnung |
Tarifvertrag / Betriebsvereinbarung | Häufig mehr als 24 Tage |
Urlaubsplanung und Genehmigung
Der Urlaub muss grundsätzlich vom Arbeitgeber genehmigt werden. Dabei sollen die Wünsche des Arbeitnehmers berücksichtigt werden – aber betriebliche Belange können Vorrang haben. Wichtig: Resturlaub muss meistens bis zum 31. März des Folgejahres genommen werden, sonst verfällt er.
Was passiert im Krankheitsfall?
Krank werden kann jedem passieren. In Deutschland gilt: Wer krank ist, muss sich sofort beim Arbeitgeber krankmelden – spätestens am ersten Krankheitstag. Spätestens ab dem dritten Tag braucht man ein ärztliches Attest (Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung). Manche Arbeitgeber verlangen das Attest auch früher.
Szenario | Pflicht des Arbeitnehmers | Pflicht des Arbeitgebers |
---|---|---|
Krankmeldung | Sofort melden, Attest ab 3. Tag vorlegen | Lohnfortzahlung bis zu 6 Wochen leisten |
Längere Krankheit (>6 Wochen) | Krankenkasse informieren, ggf. weitere Unterlagen einreichen | Informationspflicht gegenüber Krankenkasse erfüllen |
Krank im Urlaub | Krankheit sofort melden und Attest schicken – Urlaubstage werden nicht abgezogen, wenn ein Attest vorliegt! | Muss Urlaubstage wieder gutschreiben, falls gültiges Attest vorliegt |
Rechte und Pflichten beider Seiten bei Krankheit:
- Arbeitnehmer: Müssen sich rechtzeitig krankmelden und das Attest pünktlich einreichen.
- Arbeitgeber: Müssen bis zu sechs Wochen den Lohn weiterzahlen (Lohnfortzahlung im Krankheitsfall).
- Krankenkasse: Übernimmt nach sechs Wochen die Zahlung von Krankengeld.
- Achtung: Bei Verstößen gegen die Meldepflicht kann der Anspruch auf Lohnfortzahlung verloren gehen.
4. Pflichten der Arbeitnehmer
Welche Erwartungen und gesetzlichen Vorgaben müssen Mitarbeitende beachten?
In Deutschland gibt es klare gesetzliche Vorschriften und Erwartungen, die jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer kennen und einhalten sollte. Arbeitgeber verlassen sich darauf, dass ihre Mitarbeitenden nicht nur ihre Arbeit erledigen, sondern sich auch an bestimmte Regeln halten. Hier findest du die wichtigsten Pflichten im Überblick.
Sorgfaltspflicht am Arbeitsplatz
Arbeitnehmer müssen ihre Aufgaben sorgfältig, gewissenhaft und nach bestem Wissen und Können erfüllen. Fehler passieren natürlich, aber grobe Fahrlässigkeit oder absichtliches Fehlverhalten können Konsequenzen haben.
Treuepflicht gegenüber dem Arbeitgeber
Mitarbeitende dürfen dem Unternehmen keinen Schaden zufügen – zum Beispiel durch das Weitergeben von Geschäftsgeheimnissen oder durch illoyales Verhalten. Loyalität ist hier das Stichwort.
Anweisungen befolgen: Weisungsgebundenheit
Im Rahmen des Arbeitsvertrags sind Beschäftigte verpflichtet, den Anweisungen des Arbeitgebers zu folgen – solange sie rechtmäßig sind. Das betrifft etwa Arbeitszeiten, Verhaltensregeln oder den Umgang mit Kunden.
Wettbewerbsverbot während der Anstellung
Während des Arbeitsverhältnisses gilt: Keine Konkurrenz zum eigenen Arbeitgeber! Wer heimlich für die Konkurrenz arbeitet oder eigene Geschäfte im selben Bereich betreibt, verstößt gegen das Wettbewerbsverbot.
Überblick über die wichtigsten Pflichten
Pflicht | Bedeutung |
---|---|
Sorgfaltspflicht | Sorgfältige und korrekte Ausführung der Arbeit |
Treuepflicht | Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber; keine Schädigung des Betriebs |
Weisungsgebundenheit | Befolgung rechtmäßiger Anweisungen des Arbeitgebers |
Verschwiegenheitspflicht | Keine Weitergabe von Betriebs- oder Geschäftsgeheimnissen |
Wettbewerbsverbot | Keine Tätigkeit für die Konkurrenz während des Arbeitsverhältnisses |
Krankmeldung und Abwesenheiten richtig melden
Mitarbeitende sind verpflichtet, ihren Arbeitgeber sofort zu informieren, wenn sie krank sind oder aus anderen Gründen fehlen. Eine ärztliche Bescheinigung muss in der Regel spätestens am vierten Krankheitstag vorgelegt werden – viele Firmen verlangen sie aber bereits ab dem ersten Tag.
Praxistipp:
Wer unsicher ist, was genau im eigenen Arbeitsvertrag steht, sollte diesen aufmerksam lesen oder direkt bei der Personalabteilung nachfragen. So lassen sich Missverständnisse vermeiden und man bleibt auf der sicheren Seite.
5. Pflichten der Arbeitgeber
Was müssen Arbeitgeber gewährleisten?
In Deutschland tragen Arbeitgeber eine große Verantwortung gegenüber ihren Arbeitnehmern. Es gibt klare gesetzliche Vorgaben, die sie einhalten müssen. Im Folgenden findest du die wichtigsten Pflichten eines Arbeitgebers im Überblick:
Arbeitsschutz
Der Arbeitsschutz ist eines der zentralen Themen im deutschen Arbeitsrecht. Arbeitgeber sind verpflichtet, für sichere und gesunde Arbeitsbedingungen zu sorgen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Bereitstellung von Schutzkleidung und Sicherheitsausrüstung
- Regelmäßige Unterweisungen zum Thema Arbeitssicherheit
- Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz
- Einhaltung von Arbeitszeitgesetzen (z.B. Pausenregelungen, maximale Arbeitszeiten)
Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall
Wenn ein Arbeitnehmer krank wird, muss der Arbeitgeber in der Regel bis zu sechs Wochen den Lohn weiterzahlen. Dies gilt auch bei unverschuldeter Krankheit.
Situation | Pflicht des Arbeitgebers |
---|---|
Krankheit des Mitarbeiters (bis 6 Wochen) | Lohnfortzahlung in voller Höhe |
Krankheit über 6 Wochen hinaus | Krankenkasse zahlt Krankengeld, nicht mehr der Arbeitgeber |
Mitbestimmungsrechte der Belegschaft
Arbeitgeber müssen die Mitbestimmungsrechte der Mitarbeiter berücksichtigen. Das bedeutet: Wenn es einen Betriebsrat gibt, muss dieser bei bestimmten Entscheidungen eingebunden werden, zum Beispiel bei:
- Betriebsänderungen (z.B. Umstrukturierungen)
- Arbeitszeiten und Urlaubsregelungen
- Kündigungen und Einstellungen neuer Mitarbeiter
- Sicherheits- und Gesundheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz
Zusammenfassung wichtiger Arbeitgeberpflichten:
Pflichtbereich | Kurzbeschreibung |
---|---|
Arbeitsschutz | Sichere Arbeitsplätze schaffen und erhalten, Gefährdungen vermeiden |
Lohnfortzahlung bei Krankheit | Lohnzahlung bis zu 6 Wochen im Krankheitsfall sicherstellen |
Mitbestimmung der Belegschaft | Betriebsrat einbinden und Rechte der Mitarbeiter wahren |
Einhaltung gesetzlicher Vorschriften | Z.B. Datenschutz, Mutterschutz, Jugendschutz beachten |
6. Kündigungsschutz und Beendigung des Arbeitsverhältnisses
Was ist beim Ende des Arbeitsverhältnisses zu beachten?
In Deutschland gibt es klare Regeln, wie ein Arbeitsverhältnis beendet werden kann. Für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gelten bestimmte Rechte und Pflichten. Besonders wichtig sind die Themen Kündigungsfristen, Abfindung und der gesetzliche Kündigungsschutz.
Kündigungsfristen im Überblick
Die Kündigungsfrist regelt, wie viel Zeit zwischen der Kündigung und dem tatsächlichen Ende des Arbeitsverhältnisses liegt. Sie ist meist im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag festgelegt, ansonsten gilt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB).
Dauer der Betriebszugehörigkeit | Kündigungsfrist für Arbeitgeber | Kündigungsfrist für Arbeitnehmer |
---|---|---|
Weniger als 2 Jahre | 4 Wochen zum 15. oder Monatsende | 4 Wochen zum 15. oder Monatsende |
2 bis 5 Jahre | 1 Monat zum Monatsende | 4 Wochen zum 15. oder Monatsende |
5 bis 8 Jahre | 2 Monate zum Monatsende | 4 Wochen zum 15. oder Monatsende |
8 bis 10 Jahre | 3 Monate zum Monatsende | 4 Wochen zum 15. oder Monatsende |
Mehr als 10 Jahre | Längere Fristen je nach Dauer (bis zu 7 Monate) | 4 Wochen zum 15. oder Monatsende |
Kündigungsschutz: Wer ist besonders geschützt?
Nicht jeder darf einfach so gekündigt werden. Besonders geschützt sind:
- Betriebsratsmitglieder
- Schwangere und Mütter im Mutterschutz
- Mitarbeiter in Elternzeit oder Pflegezeit
- Schwerbehinderte Menschen (nur mit Zustimmung des Integrationsamts)
- Mitarbeiter in Betrieben mit mehr als zehn Mitarbeitern (nach sechs Monaten Zugehörigkeit greift das Kündigungsschutzgesetz)
Gesetzlicher Kündigungsschutz – Was bedeutet das?
Laut Kündigungsschutzgesetz (KSchG) muss die Kündigung sozial gerechtfertigt sein. Das heißt, es braucht einen Grund wie betriebliche Veränderungen, Fehlverhalten oder persönliche Gründe. Ohne triftigen Grund ist eine Kündigung unwirksam.
Abfindung – Gibt es einen Anspruch?
Ein gesetzlicher Anspruch auf Abfindung besteht in Deutschland nur selten. Oft wird eine Abfindung gezahlt, wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Rahmen eines Aufhebungsvertrags einigen oder das Arbeitsgericht dazu rät.
Szenario | Mögliche Abfindung? |
---|---|
Betriebsbedingte Kündigung mit Sozialplan | Ja, laut Sozialplan geregelt |
Kündigung ohne triftigen Grund und Klage vor Gericht | Möglich durch Vergleich vor Gericht |
Ausscheiden durch Aufhebungsvertrag | Nicht verpflichtend, aber oft Teil der Verhandlung |
Praxistipp: Immer schriftlich kündigen!
Egal ob als Arbeitnehmer oder Arbeitgeber – eine Kündigung muss in Deutschland immer schriftlich erfolgen, sonst ist sie nicht gültig.